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Abschied mit Weitblick: Roland Knorpp übergibt das Ruder der Wasserversorgung Emmen

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Die Sedelbrücke über der Reuss verbindet den alten und den neuen Arbeitsort von Roland Knorpp (Bild: pbi) 

Nach 18 Jahren Engagement für die Wasserversorgung Emmen zieht es Roland Knorpp beruflich weiter. Zum Abschied reflektiert er über einige Erfolge, die Herausforderungen des Klimawandels und die Bedeutung von Kooperationen in der Wasserbranche. Knorpp hinterlässt ein starkes Team und eine vorbildliche Infrastruktur – bereit für die Zukunft unter neuer Führung.

Es ist kein Zufall, dass Roland Knorpp die Sedelbrücke über die Reuss als einen seiner Lieblingsorte bezeichnet. Während die meisten in ihr lediglich eine Möglichkeit sehen, den Fluss trockenen Fusses zu queren, weiss der langjährige Leiter der Wasserversorgung Emmen um die Besonderheit der Brücke: «Hier ist die Wasserleitung befestigt, die das Emmer Netz mit demjenigen der Stadt Luzern verbindet.» Bei Bedarf kann die Energie Wasser Luzern (EWL) das kostbare Gut aus Emmen beziehen oder umgekehrt. «Das war bisher glücklicherweise noch nicht so oft notwendig», erklärt Knorpp und ergänzt, dass das Wasser in der Leitung dennoch einmal pro Woche in Bewegung gebracht wird, da es zirkulieren muss, um nichts an Qualität einzubüssen.

Verbundlösungen für die Herausforderung Klimawandel
«Die Verbindung, welche die Gemeinde Emmen und die Stadt Luzern hier über den Sedel realisiert haben, gilt als Vorzeigeprojekt für die Branche», so Knorpp. Es sei nicht nur technisch top gelöst, sondern auch politisch gut eingeleitet worden. «Solche Projekte sind immer schwierig durchzubringen, da niemand Geld für Notlagen mit geringer Wahrscheinlichkeit investieren will.» Bei der Gemeinde Emmen habe er die langfristige Investitionsplanung für Sanierungen und Ausbauprojekte der Wasserleitungen immer sehr geschätzt.

Verbundlösungen unter den Wasserversorgungen dürften in Zukunft immer wichtiger werden. «Der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen», so der gelernte Sanitärinstallateur und Haustechnikplaner, der 2006 bei der Wasserversorgung Emmen als Installationskontrolleur eingestellt wurde und 2018 die Bereichsleitung übernahm. Sowohl auf regionaler Ebene als auch zwischen den Kantonen seien Projekte angelaufen, die eine Verbesserung der Vernetzung unter den Wasserversorgungen zum Ziel haben.

Höchste Wasserqualität – ein selten geschätztes Privileg
Die Wasserversorgung Emmen, die zweitgrösste Versorgung im Kanton Luzern, dürfte bei diesen Zusammenschlüssen als gefragte Lieferantin weiteren Aufschwung erleben. Denn in Bezug auf die Verfügbarkeit hat die Gemeinde Emmen einen bedeutenden Standortvorteil: Tief unter der Erde liegt mit dem Grundwassersee ein grosses Geschenk der Natur. Hier vereinen sich die mächtigen Wasserströme der Reuss und der Kleinen Emme, die ihre Reise auf über 2000 Metern über Meer im Gotthardmassiv beginnen und das wichtigste Lebensmittel nach Emmen transportieren.

Nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch die Qualität des Emmer Wassers ist ein Privileg, das zu selten geschätzt wird. «Das Emmer Grundwasser ist von so hoher Güte, dass es ohne jegliche Aufbereitung direkt ins Leitungsnetz abgegeben wird», weiss Knorpp.

Eine ausgezeichnete Emmer Marke
Trotz dieser komfortablen Ausgangslage gehört einiges dazu, damit die Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Industrie- und Gewerbebetriebe ganz einfach den Hahn öffnen und wie selbstverständlich einwandfreies Wasser beziehen können. Seit der Gründung der damaligen «Genossenschaft Wasserversorgung Gerliswil» im Jahr 1895 bringt die Bevölkerung der Organisation grosses Vertrauen entgegen. «Wir haben jedoch festgestellt, dass das Bewusstsein bei den Menschen nicht sehr ausgeprägt ist und wir als Dienstleister kaum wahrgenommen werden», reflektiert Knorpp. 

Im Jahr 2020 hat er deshalb einen neuen Gesamtauftritt erwirkt und die Wasserversorgung Emmen nach aussen besser positioniert. Das Privileg von genügend sauberem Trinkwasser und die sorgfältige Arbeit, die hinter der absoluten Verfügbarkeit steckt, kommen seither in der Marke «Wasser Emmen» zum Ausdruck (vgl. wasser-emmen.ch).

«Dieses Marketingprojekt konnte ich nur angehen, weil das Team im Tagesgeschäft so gut funktioniert», blickt der zweifache Vater auf die intensive Zeit zurück. Einher mit dem neuen Auftritt nach aussen ging auch die Erarbeitung eines neuen Qualitätssicherungssystems, das im Jahr 2020 durch den Schweizerischen Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) zertifiziert wurde. Unter den rund 3500 Versorgungen in der Schweiz gehört die Wasserversorgung Emmen zu den 50 ersten, die mit dem Label ausgezeichnet wurden. 

Die Re-Zertifizierung im vergangenen Jahr 2023 ist die jüngste Bescheinigung für die effiziente Betriebsführung und bietet Gewähr für eine einwandfreie Trinkwasserqualität und Versorgungssicherheit. «Ich bin stolz auf das gesamte Team, das die hohen Erwartungen und Anforderungen mehr als erfüllt.»

Engagiertes Team hinter den Kulissen
Neben der Verantwortung sind auch das Auftragsvolumen und die Auslastung relativ hoch: «Fast überall, wo in der Gemeinde gebaut wird, baut Wasser Emmen mit.» Zwölf Mitarbeitende der Gemeinde Emmen engagieren sich in engem Austausch mit dem Tiefbauamt täglich für den Unterhalt, die Kontrolle und den Ausbau der Anlagen und des Leitungsnetzes. «Einen besseren Zusammenhalt als im Team der Wasserversorgung Emmen – das findet man kaum», ist Roland Knorpp überzeugt und betont dabei die gegenseitige Unterstützung, etwa bei Piketteinsätzen. 

Das gelte auch für Ereignisse, bei denen zusätzlich benachbarte Wasserversorgungen betroffen sind. Es sei niemand verärgert gewesen, als man sich am Weihnachtstag vor einigen Jahren um zwei Uhr morgens am Rotbachtobel gegenüberstand: «Nach einer mehrstündigen Suche hatten wir endlich das Leck gefunden. Die Erleichterung und Wertschätzung für die gegenseitige Hilfe waren grösser als der Ärger über das abrupte Ende der Familienfeste.»

Nachfolger Markus Portmann wird ein neues Pumpwerk bauen
Nach 18 Jahren Engagement für die Gemeinde Emmen zieht es Roland Knorpp im November 2024 weiter zur Wasserversorgung der Stadt Luzern. Ab dem 1. Oktober 2024 ist Markus Portmann dafür verantwortlich, dass rund 40'000 Personen und hunderte von Industrie- und Gewerbebetrieben mit einwandfreiem Emmer Wasser versorgt werden.

Mit dem Bau des neuen Grundwasserpumpwerks Kirchfeld steht für Portmann sogleich ein grosser Meilenstein bevor. Die Baugesuche sind eingereicht – gebaut werden könnte bereits im kommenden Jahr 2025. Das neue Werk soll das rund 70 Jahre alte Werk Stichermatt ersetzen, das zwar noch einwandfrei funktioniert, dessen Fassung jedoch innerhalb der Bauzone liegt, weshalb die kantonalen Vorschriften zu den Grundwasserschutzzonen nicht länger erfüllt sind. 

Sicherheit dank Weitsicht
«Ein weiteres Thema, welches die ganze Wasserbranche in Zukunft noch stärker beschäftigen wird, ist die Cyberkriminalität», führt Knorpp seinen Ausblick weiter. Die Leitstelle, das zentrale Kontroll- und Überwachungszentrum, in dem alle wichtigen Informationen und Prozesse rund um die Wasserversorgung zusammenlaufen, ist mit zunehmend komplexen IT-Systemen ausgestattet, die für den reibungslosen Betrieb unabdingbar sind. «Die Wasserversorgung Emmen arbeitet mit einer spezialisierten Firma zusammen, um die Risiken in diesem Bereich möglichst gering zu halten.»

«Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er mit ebenso viel Herzblut das bestens eingespielte Team führen wird und die anstehenden Projekte umsetzen kann», so Knorpp. «Wer fachlich weiss, was er macht, kann die grosse Verantwortung leichter tragen.» Etwas passieren könne immer, jedoch seien die Notlagenkonzepte professionell ausgearbeitet und alles bereit, um unmittelbar und wohlüberlegt zu reagieren. «Das Team hinter Wasser Emmen wird weiterhin vorausschauend agieren und den Wasserbedarf jederzeit in quantitativer wie qualitativer Hinsicht decken», fasst Roland Knorpp zu seinem Abschied zusammen.

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